Der Goldpreis wird ab heute elektronisch ermittelt.

Das Preisfestsetzungsverfahren wird revolutioniert.

Anzeige

Manche Sachen halten sich sehr lange, mögen sie auch noch so anachronistisch sein. So war das auch beim Goldpreis. Während andere Waren, Währungen, Aktien und Rohstoffe an der Börse ständig neu im Preis festgelegt werden, oft ändert sich dieser mehrmals pro Minute, im computergestützten Sekundenhandel werden solche minimalen Preisschwankungen ausgenutzt, gab es für Gold den zwei mal täglich per Telefonkonferenz festgelegten Preis.

Seit 1919 hat sich am Preisfindungsverfahren für Gold nur wenig geändert. Seit dem legt ein kleiner Kreis von Bankern in London den Referenzpreis für Gold zweimal pro Tag fest. Dieser Referenzpreis hatte als Richtwert für Notenbanken, Investoren und Juweliere in aller Welt sehr große Bedeutung.
Bis 2004 kam dafür sogar persönlich zusammen, dann entdeckte man die neue Erfindung namens Telefon und hielt zweimal täglich eine Telefonkonferenz ab.

Goldbarren | © marog-pixcells - Fotolia.com
Goldbarren | © marog-pixcells – Fotolia.com

Manipulationsvorwürfe gab es immer wieder. Zu intransparent war dieses Verfahren. Die britische Bank Barclays mußte im Mai des vergangenen Jahres nach Untersuchungen der Finanzaufsichtsbehörde Bafin und der Londoner Aufsicht FCA eine Geldbuße von 26 Millionen Pfund zahlen. Man hatte Preismanipulationen nachweisen können.

Neue elektronische Handelsplattform

Ab heute wird alles anders. Die Telefonkonferenz ist Geschichte. Das anachronistische Preisfestsetzungsverfahren wird durch eine elektronische Handelsplattform ersetzt.

Die neue elektronische Preisfestsetzung wird durch den amerikanischen Börsenbetreiber ICE im Auftrag des Londoner Verbands der Goldbarrenhändler LBMA sichergestellt. Sechs Banken, darunter Société Générale, Nova Scotia, HSBC und Barclays, stellen ihre Kauf- und Verkauf-Aufträge in das System ein. Auf diese aktuelle Marktlage hin wird jeweils um 10:30 Uhr und um 15 Uhr (Londoner Zeit) der neue Referenzpreis für Gold ermittelt. Ganz so wie es für die Edelmetalle Platin und Silber schon länger funktioniert.

Das zwar alles immer noch nichts mit Sekundenhandel und Echtzeit-Kursen zu tun, auch Manipulationen lassen sich nicht hundertprozentig ausschließen, doch beim Gold gehen die Uhren bekanntlich etwas langsamer.

Anzeige

[Letzte Aktualisierung am 23.07.2024 um 04:35 Uhr / * = werbender Link (Affiliate) / Bilder von der Amazon Product Advertising API]