Die EZB senkt Leitzins auf historische niedrige 0,15 Prozent und führt Strafzinsen für Banken ein, die ihr Geld bei der EZB parken.
Die Europäische Zentralbank (EZB) schreibt heute Geschichte. Sie hat den Leitzins auf ein neues Rekordtief gesenkt, nämlich auf 0,15 Prozent, und gleichzeitig erstmals in der Geschichte Negativzinsen auf Einlagen bei der EZB eingeführt. 0,10 Prozent müssen die Banken jetzt für bei der EZB geparktes Geld bezahlen. Das gab es noch nie.
Der Zins für kurzfristige Ausleihungen bei der EZB vermindert sich von 0,75 auf 0,40 Prozent.
Die EZB will damit erreichen, daß die Banken endlich das billige Geld von der Notenbank an die Wirtschaft weiterreichen. Niedrige Zinsen sollen die Kredite für Unternehmen aber auch Privatpersonen verbilligen und so die Investitionen antreiben. Das und der negative Einlagenzins sollen dafür sorgen, daß die Inflation im Euroraum steigt. Dadurch wird der Euro geschwächt und die Importe verteuert. Exporte dagegen werden dadurch erleichtert und so die Konjunktur belebt.
Was bedeutet das für Sparer?
Sparer, die ihr Geld anlegen, sind bereits seit längerer Zeit Kummer gewöhnt. Die Zinsen sind niedrig und Tagesgeldkonten bringen kaum mehr als 1 Prozent ein. Unter Berücksichtigung der Inflation schrumpft das Vermögen der Sparer dadurch jeden Tag ein Stückchen mehr. Dieser Trend wird sich durch die heutige Entscheidung der EZB noch verschärfen. Experten gehen davon aus, daß Sparer wohl noch zwei, drei Jahre auf eine Zinswende warten müssen.
Daß Sparer aber Zinsen bezahlen müssen, wenn sie ihre Geld auf Sparbuch oder Tagesgeldkonto bringen, dieser Zustand wird wohl kaum eintreten. Denn dann würde es wohl zu einem Bank Run kommen, weil jeder sein Geld sofort vom Konto abzieht, um es quasi kostenfrei im Safe oder unter dem Kopfkissen zu bunkern.
Menschen, die einen Kredit benötigen könnten unter Umständen profitieren. Aber nur, wenn die Banken die niedrigen Leitzinsen an ihre Kunden weitergeben. Doch das ist in der Vergangenheit nicht passiert und wird wohl auch in der Zukunft nicht passieren. Eher lassen sich die Banken die Negativzinsen, die sie an die EZB zahlen müssen, von den Kreditkunden wieder ausgleichen.
Was können Sparer jetzt tun?
Sparer müssen sich, wenn sie Zinsen erwirtschaften wollen, anderen Investitionsmöglichkeiten zuwenden. Aktien, Anleihen und Kreditpapiere sind in den letzten Jahren gut gelaufen. Auch Immobilien haben einen ordentlichen Wertzuwachs erfahren.
Doch mehr Rendite bedeutet auch mehr Risiko. Der Aktienmarkt ist bereits stark gestiegen, der DAX bspw. hat heute die 10.000er Marke geknackt, und die Preise für Immobilien kannten die letzten Jahre auch nur eine Richtung, nach oben. Die Möglichkeit der Richtungsänderung bei Aktienkursen und Immobilienpreisen ist also jederzeit gegeben. Deshalb sollte jeder seine Risikowilligkeit genau abschätzen und nur Geld investieren, auf das er im schlimmsten Fall verzichten könnte.
Die Investistion in eine Lebensversicherung als vermeintlich sichere Anlage ist keine Alternative. Zum einen beträgt der Garantiezins für neue Verträge auch nur mickrige 1,25 Prozent und zum anderen schrumpfen die erhofften Überschußbeteiligungen immer mehr.
Geld ausgeben
Bleibt die Alternative, das Geld auszugeben, um sich etwas Gutes zu gönnen. Das nimmt den Streß der Anlagensuche und kurbelt die Wirtschaft an. Und davon haben am Ende wir alle etwas.
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[Letzte Aktualisierung am 2024-11-30 at 15:46 / * = werbender Link (Affiliate) / Bilder von der Amazon Product Advertising API]